Das ist so. Es muss so sein. Aber dies
darf nicht sein. Das ginge ja auch gar nicht, die Strukturen lassen
es nicht zu. Und das ist auch gut so, sonst gäbe es ja gar
keine Anhaltspunkte mehr.
Nur, wenn ich genau das habe,
kann es mir gut gehen. Ich habe schließlich eine genaue Vorstellung,
wo es langgehen soll. Wenn mein Mitbewohner nicht endlich die
Küche aufräumt, kann ich nicht zufrieden sein.
Nur, wenn das Gespräch so verläuft,
wie es mir vorschwebt, ist es ein gutes Gespräch.
Ich höre nur halb zu, will ja auch
selbst zum Zug kommen und zeigen, wie ich das alles sehe. Was der
andere sagt, kommt mir irgendwie fremd vor. Ich weiß schon vorher,
was ich selbst denke.
Solange die Politik so ist, wie sie
ist, bin ich dagegen. Ich habe meine eigene Meinung. Ist nur schwer,
sie mit anderen zu teilen, die nicht die selbe Meinung haben. Darum
tue ich das auch nicht. Ich diskutiere am liebsten mit Freunden.
Andere Sichtweisen sind mir fremd oder ich kenne sie gar nicht, man
bleibt halt in seinen Kreisen.
Woher habe ich meine Überzeugungen?
Aus der Erfahrung, es hat sich bewährt.
Und von anderen, die es auch so sehen. So sind schließlich auch die Normen
und Gesetze, das hat Tradition oder es ist zumindest im Trend.
Außerdem wusste ich das schon immer.
Und ich lese schließlich auch Zeitung.
Und zwar nur objektive Zeitung, die meine politische Meinung
vertritt. Und letztendlich ist das auch alles wissenschaftlich
gedeckt. Studien besagen, dass es sich so verhält. Und Studien sind
schließlich eine absolute Letztbegründung, wie auch immer sie
entstanden sein mögen.
Die Wissenschaft hat das festgestellt
und es ist von Experten bestätigt. Experten, die so ein
kompliziertes abgegrenztes Feld beherrschen, dass ich ihr
Fachchinesisch gar nicht verstehen kann. Das macht aber nichts, ich
profitiere ja auch so von ihnen. Endlich gibt’s in diesen
unsicheren Zeiten mal wieder eine absolute Wahrheit. An Gott glauben
war gestern.
Zum Glück gibt es auch zu jedem
Experten einen Gegenexperten, da kann ich mir dann den Passenden
aussuchen. Entweder, ich lasse mir beweisen, dass der Euro und die
ganze EU dem Untergang gewidmet ist oder aber, ich habe todsichere
Belege für ewiges Wachstum. (Oder läuft das ja dann doch auf das selbe hinaus?)
Demokratie auf Sparflamme also. Für
alles andere fehlt ja auch das Geld.
Lieber den vertrauen, die ein Dr. im
Namen haben und es wirklich wissen und methodisch einwandfrei
ausgebildet sind.
Die eigentliche Realität liegt nämlich
immer hinter den Tatsachen, die ist so einem Otto Normalverbraucher
wie mir gar nicht zugänglich. (Zum Beispiel ist das, was ich für
meine Persönlichkeit halte, nur ein Haufen von Aktionspotentialen in
meinem Gehirn.)
Manchmal kommt es mir aber irgendwie so
vor, als dürfte man sich ab und zu ein bisschen Selbstvertrauen
zuschreiben. Man könnte auch mal wieder auf seine
unwissenschaftliche Intuition zurückgreifen und schauen, was für
Muster sich immer wieder von neuem abspielen. Bei sich selbst und um sich herum. Was die ganze Zeit vor der eigenen Nase passiert, während
man mit Gedanken Strukturen einzementiert und die Komplexität der
Erfahrung in enge Modelle presst.
Warum ist das so? Es muss so sein.
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